Wer kennt das nicht....es gibt Tage, da läuft einfach alles schief.
Gestern war so ein Tag:
Der Morgen verlief noch ganz gut, wahrscheinlich weil ich ihn größtenteils verschlafen habe. Nachmittags stand dann Arbeit an.
In letzter Zeit nimmt allgemein meine Fähigkeit, die Uhr zu lesen, etwas ab und so kam es, dass ich überlegend, was ich essen könnte, plötzlich feststellen musste, dass es bereits eine viertel Stunde später war, als ich eigentlich das Haus hätte verlassen sollen.
Jut, also bissl gehetzt, reicht schon noch dachte ich mir.
Im Auto angekommen, beschloss dieses, mich mit lustigen und plötzlich auftretenden Bremsbewegungen zu erfreuen. So stotterte ich nun die Straße entlang, mit Pannenblinker schaffte ich es auch irgendwann auf 50 kmh und da dachte sich mein Autochen, "ach, wenn sie sich so eine Mühe gibt, dann mache ich halt mit" und hat mich zwar stockend, aber dennoch pünktlich zur Arbeit gebracht.
Dort lief auch nicht alles glatt und meine Bemühungen, eine Werkstatt zu finden, sahen folgendermaßen aus: Erst mal sagte mir mein Internet "Fick Dich" und beschloss, Urlaub zu machen. Dann sind zwei meiner Automechaniker im Urlaub, der dritte renoviert und der vierte meldet sich nicht zurück.
Und dann der wichtigste Punkt: die Wendung
Als ich dann noch feststellte, dass mein mitgenommenes Essen irgendwie schlecht schmeckte (zugegebenermaßen es war 4 Tage alt, aber ich hatte ja keine Zeit mehr zu kochen und die Kühlkette wurde nicht unterbrochen), musste ich anfangen zu lachen. Die Ironie an der ganzen Geschichte fing mir an zu gefallen.
Und das war der Punkt, an dem mir klar wurde, ich muss darüber einen Artikel schreiben.
Früher hätte ich mich reingesteigert, das Leben dafür verantwortlich gemacht, oder gar das fehlende Glück. Heute versuche ich, mehr Gelassenheit zu praktizieren.
Klar, im ersten Augenblick zieht es einen runter und man könnte heulen, schreien oder mit Flaschen werfen, aber stellt man sich die Situation in einem Sketch vor, müsste man herzlich lachen.
Letztlich ging es zwar noch so weiter, keiner meiner Kunden war oder kannte einen Automechaniker, mein zukünftiger Chef fürs Praktikum verschob den Start krankheitsbedingt und die einzige Werkstatt, die so spät noch auf hatte, schickte mich wieder weg, weil mein Auto beschlossen hatte, auf dem Heimweg ein braves Auto zu sein und fuhr, als wäre es ein Boot auf einem seichten See mit Rückenwind, aber all das störte mich nicht mehr.
Was ich aus meiner Geschichte gelernt habe
Noch während dieses ganzen Schlamassels wurde mir klar, dass ich dabei war, mich in eine Situation zu bringen, aus der ich keinesfalls ohne Schaden herauskommen konnte.
Ich fing an, alle nur erdenklichen Gründe innerlich zu suchen, die für die Abfolgen an diesem Tag verantwortlich sein könnten.
Hier mal ein paar Klassiker, die jeder kennt:
Das Schicksal meint es nicht gut mir einem.
- Man hat es nicht verdient, langfristig glücklich zu sein
- Jetzt wo es grad mal gut läuft, muss ja was Schlechtes passieren
- Wenn es einmal angefangen hat, schief zu laufen, geht es auch so weiter
- Man hat einen Traum und logischerweise arbeitet das Schicksal gegen einen
- schlechtes Karma
Das Glück, das einem nicht zusteht
- Man hat nicht so viel Glück verdient
- Man geht davon aus, dass Glück nur eine kurzfristige Sache ist (wie z.B. ein Lottogewinn)
Man sieht sich selbst als Grund dafür
Das ist meines Erachtens die häufigste Art, mit negativen Ereignissen umzugehen. Ich kenne viele Menschen, die auf eine schlechte Sache so reagieren, dass sie sich selbst dafür verantwortlich machen (in gewisser Weise auch das Schicksal und das Glück, das ist nicht so klar zu trennen).
Da hört man dann so Dinge wie:
- Ich bin eh nichts wert, ist klar, dass mir nur Schlechtes passiert
- Logisch muss das MIR passieren, war ja schon immer so
- Der Tag hat schon scheiße angefangen, dann geht er auch so weiter
- Was mache ich nur falsch im Leben?
- Warum kann es nicht einfach mal gut laufen?
- Ich bin kein guter Mensch, ich habe nichts Gutes verdient
- usw.
Wenn ein Tag schlecht anfängt, dann geht er auch so weiter
Ich glaube, diese Meinung ist das größte Problem an der ganzen Sache.
Mit dieser Einstellung geben wir weder dem Schicksal, noch dem Glück, noch einem Gott (oder wem auch immer) oder uns selbst eine Chance, aus einem miesen Anfang einen schönen Tag werden zu lassen.
Unsere Erwartungshaltung, 'was schlecht anfängt, muss auch schlecht weiter gehen', nimmt uns jede Möglichkeit, auch etwas Gutes zu entdecken.
Man sagt, ein guter und entspannter Start in den Tag sei wichtig. Dem stimme ich völlig zu.
Wenn Du Deinen Tag in Hektik und Stress beginnst, unentspannt und unwillig, dann nimmst Du auch geschende Ereignisse eher als dramatisch oder schicksalhaft wahr, als wenn Du den Tag in Ruhe mit einer Tasse Tee und einem wohltuenden Frühstück startest.
Die Zeit der Ruhe am Morgen, die man sich geben kann, ist elementar entscheidend dafür, wie man mit schwierigen Situationen umgeht. Ob man die Ruhe und Gelassenheit bewahren kann oder nicht.
Was mir hilft, an negativen Ereignissen etwas Gutes zu finden
- Die Ironie an der Sache erkennen: Wenn man den Prozess überblickt und sieht, wie ironisch es eigentlich ist, dass auf ein Ünglück oft das nächste folgt und wie hilflos man dem Ganzen eigentlich ausgeliefert ist, lässte es sich oft leichter ertragen
- Stell Dir vor, Du bist in einer Sitcom: Versuche Dich gedanklich aus der Situation raus zu nehmen und vor einen Fernseher zu setzen. Stelle Dir vor, das alles würde gerade Alan Harper von "two and a half men" passieren und Du wärst nur der Zuschauer. Oder stell Dir vor, wie andere Menschen später über die Geschicht lachen werden, wenn Du sie erzählst
- Gelassenheit: Wenn man sich aufregt, ändert das auch nichts positiv an der Situation. Im Gegenteil. Sich reinzusteigern macht es meist nur schlimmer und es kommen noch mehr negative Ereignisse dazu. Fakt ist: Sich aufregen ändert nichts. Die Situation anzunehmen und konstruktiv nach Lösungen und Wegen zu suchen hingegen schon.
- Sich selbst nicht zum Opfer machen: Wir sind in solchen Situationen weder Opfer von Schicksal oder Glück, noch haben wir sie verdient. Sich selbst als Opfer äußerer Umstände zu sehen, ist den Kopf in den Sand zu stecken und was dann passiert, hast Du ja schon oben im Bild gelesen. Unglücke sind Herausforderungen vom Leben an uns. Statt uns einzugraben, sollten wir sie annehmen und aus ihnen lernen. Lösungen finden, Lehren erkennen und sich nicht unterkriegen lassen.
In diesem Sinne: Kopf aus dem Sand und aktiv am Leben teilhaben, auch wenn es mal nicht so gut läuft :)
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