...Und wie es klappen kann.
Wir kennen es alle. Das alte Jahr neigt sich dem Ende und von überall her hören wir nur noch ein Thema: "Na, welche guten Vorsätze fürs neue Jahr hast Du Dir gemacht?"
Und dann beginnen wir zu grübeln, machen uns Pläne, sind fest davon überzeugt, das wir uns an unsere Vorsätze dieses Mal halten werden. Vom 31.12. auf den 1.1. werden wir ein völlig anderer Mensch.
Wir gewöhnen uns das Rauchen ab, kochen ab sofort frisch, nehmen die Treppen statt des Aufzugs und kümmern uns besser um unsere Zimmerpflanzen.
Noch während wir uns darauf besinnen, was wir besser machen wollen, regen sich im Hintergrund bereits die Zweifel und die Unsicherheit. Woher sollen wir die Kraft nehmen, uns um 180 Grad zu drehen?
Hierzu einige Fakten:
Aus psychologischer Sicht benötigen wir zur Umsetung der Vorsätze zwei Fähigkeiten: Die Motivation und die Volution (Willenskraft). Beide kann man mit viel Übung verstärken, allerdings ist das kein Spaziergang.Laut einer Umfrage schafften es im Jahr 2008 doch immehrin 51% der Befragten, ihre Vorsätze länger als drei Monate zu verfolgen. 17 % immerhin noch 2 - 3 Monate.
Dabei stellt sich natürlich die Frage, welche Vorsätze das waren. Denn wenn man z.B. den Vorsatz mehr Sport zu treiben hatte, der 2016 auf Platz 1 stand, kann man auch sehr schön schummeln und am Tag eine Liegestütze machen, um sein Ziel zu erreichen.
Auch beim Vorsatz, sich gesünder zu ernähren (Platz 2 in 2016) lässt sich leicht selbst verarschen.
Schwieriger wird es aber, wenn man Süchte loswerden möchte. Da zählt ja schon ein kleiner Rückfall als Versagen.
Warum klappt das nicht mit den guten Vorsätzen?
1. Als erstes sind wir eben alle immer noch Menschen und Menschen haben Schwächen und neigen besonders in Zeiten, in denen sie mit sich oder ihrem Leben unzufrieden sind dazu, sich selbst zu schaden.2. Dann müssen wir uns einfach eingestehen, dass wir nach einer durchzechten Silvesternacht morgens mit furchtbarem Kater trotzdem keine andere Persönlichkeit haben und eben immer noch die selben Schwächen und Fehler haben. Die lassen sich einfach nicht wegtrinken, ich hab es versucht.
3. Zudem sind wir Gewohnheitstiere. Einmal an etwas gewöhnt, fällt es uns sehr schwer, davon wieder abzulassen, besonders, wenn es in seinen Grundzügen einfacher ist, als die anzulernende Handlung.
Aber es gibt auch einen Lichtblick. Durchschnittlich dauert es 30 Tage, bis man eine neue Gewohnheit erlernt hat und diese sich im Gehirn manifestiert hat. Aber dazu später mehr.
4. Der Beginn eines neuen Jahres hat leider auch keine anderen Qualitäten, als jeder beliebige andere Tag im Jahr, außer, dass wir uns vom Alkohol möglicherweise noch schlechter fühlen, als sonst.
5. Und zu letzt der wichtigste Grund: Vorsätze machen heißt Verantwortung für seine Entscheidung und deren Durchführung zu übernehmen. Es wird kein Wunder geschehen und am nächsten Tag sind wir die alten Marotten los, sondern wir müssen zu 100 % sicher sein, dass wir etwas ändern wollen und voll und ganz dahinter stehen.
Wie wir es trotzdem schaffen können
Zunächst müssen wir uns klar machen, dass es nicht leicht wird.Veränderung bedeutet immer Arbeit an sich selbst und wer gesteht sich schon gern seine Fehler ein.
1. Zunächst müssen wir unser Ziel klar definieren. Am besten schriftlich und so ausführlich wie möglich. Nicht einfach nur WAS, z.B. ich möchte aufhören zu rauchen, sondern auch WARUM, z.B. weil es mich krank macht, weil es dumm aussieht, weil es Gift ist usw. und zu guter letzt auch WIE, z.B. wenn ich Lust auf eine Zigarette habe, öffne ich die Schachtel, rieche daran, mache mir bewusst, was es mit mir anstellt, schließe die Schachtel und esse stattdessen eine Karotte (die übrigens wunderbar als Ersatz dienen habe ich festgestellt).
2. Wir haben nun also unseren schriftlichen verbindlichen Vertrag mit uns selbst aufgesetzt und müssen ihn feierlich unterschreiben. Am besten geben wir uns auch noch die Hand drauf und stoßen darau an (sofern es sich beim neuen Vorsatz nicht darum handelt, keinen Alkohol mehr zu trinken).
Schritt zwei ist nun, einen Kalender zu malen, oder für die technisch begabten, ihn auszudrucken und irgendwo gut sichtbar in unserer Wohnung aufzuhängen. Er umfasst einen Monat mit großen Feldern. Jeden Tag, an dem wir uns an unser Vorhaben gehalten haben, haken wir täglich mit einem dicken grünen Filzstift ab. Die Kalenderblätter führen wir so lange weiter, bis wir einfach nicht mehr dran denken, das Selbstlob nicht mehr brauchen, weil sich die neue Gewohnheit gefestigt hat. Durchschnittlich braucht es dazu 30 Tage. Bei mir waren es 6 Wochen. Es variiert von Mensch zu Mensch
3. Hast Du einen Traum? Eine Reise vielleicht? Einen neuen Fernseher?
Unterstütze Deinen neuen Vorsatz monetär. Für jeden Tag, den Du erfolgreich hinter Dich gebracht hast, legst Du eine bestimmte Summe an Geld in eine extra dafür gewählte Box. (Die Summe muss natürlich auch im Vertrag von Punkt 1 festgehalten werden). Punkt 2 und 3 sind dazu da, Motivation zu schaffen.
4. Du sagts Nein zu Schokolade? Du sagts Nein zu Fahrstühlen? Jeder von uns hat in der Vergangenheit bereits Veränderungen mit Bravour bestanden und dauerhaft umgesetzt. Diese müssen wir jetzt finden. Setz dich ein paar Minuten hin und denk darüber nach, welche Dinge Du schon zum Guten verändert hast.
Das Gefühl, das wir entwickeln, wenn wir uns gegen etwas entschieden haben, müssen wir genau kennen lernen.
Wir müssen es von allen Seiten beleuchten und spüren, was es in uns auslöst.
Alles, was wir mal der Faulheit oder Gewohnheit halber gemacht haben und jetzt nicht mehr tun, wurde in uns zu einem Gegener, über den wir immer wieder siegen und stolz darauf sind, stärker als er zu sein.
Dieser Sieg gibt uns mehr und mehr Kraft und macht uns zu einem Hulk, gegen den die schlechte Gewohnheit keine Chance mehr hat.
Wir beginnen, den Gegener mit zunehmenden Siegen von obern herab zu belächeln und nehmen ihn irgendwann nicht mehr ernst, bis er aus unserem Denken komplett verschwindet.
Dann hat sich eine neue Gewohnheit etabliert!
Genau dieses Gefühl, das wir gegen unseren Gegener entwickeln, mit dem wir unserer schlechten Gewohnheit gegenüber treten, Tag für Tag, und seit langem über sie siegen, dieses Gefühl müssen wir nehmen und es bewusst lernen zu fühlen. Bis wir es auf Abruf können.Vielleicht hilft es dem ein oder anderen auch, sich die schlechte Gewohnheit bildlich in Form eines kleinen, schutzig grünen, sabbernden Zwerges vorzustellen, der mit seinen langen knochigen Fingern zitternd nur darauf wartet, dass wir Schwäche zeigen, um uns dann zu krallen und nie wieder loszulassen und mit einem hämischen Lachen in seine schmodderige Höhle zu zerren, wo er uns dann für immer fest hält und wir ihm (der schlechten Gewohnheit) nie wieder entkommen können.
Dieses Feindbild des gierigen Zwerges und das Gefühl, das wir haben, wenn wir an ehemalige schlechte Gewohnheiten denken, müssen wir abrufen, wenn wir im Jetzt an den Punkt kommen, dass unsere Marotte (die wir ja los werden wollen) uns wieder zwingen möchte, etwas zu tun, was wir zukünftig nicht mehr tun wollen.
In der Sekunde, in der die Sucht oder Gewohnheit anklopft, fühlen wir die Abscheu und den Ekel vor dem geifenden Zwerg. Er möchte unsere Pläne kontrollieren. Er möchte uns zu seinem Sklaven machen. Das wollen wir nicht mehr! Wir möchten uns befreien!
Wir sehen ihn und uns (als am Anfang noch etwas kleiner, aber dennoch willensstarker Hulk) und sagen NEIN!!! zum Monster unseres Geistes.
In diesem Sinne wünsche ich Dir einen tollen und erfolgreichen Jahresübergang und viel Kraft!
💗🍀💗🍀💗🍀💗
Bei Fragen, Ergänzungen und Tipps bitte gerne in die Kommentare schreiben.
Quellen:
http://www.trainingsworld.com/sportmedizin/trainingsziele-sti110537/guten-vorsaetze-alle-jahre-wieder-2725103.html
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/498928/umfrage/umfrage-in-deutschland-zu-den-vorsaetzen-fuer-das-neue-jahr/
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