In meiner Teenager-Zeit habe ich mich
viel mit dem Gedanken der Flucht auseinandergesetzt.
Viele für andere alltägliche Dinge
waren aus meinem Blickwinkel lediglich Flucht. Beispielsweise die
Menschen, die ihren Samstag damit verbrachten, sich
Schaufensterauslagen in der Innenstadt anzuschauen, nur um sich nicht
mit ihren Problemen und Gedanken auseinandersetzen zu müssen.
So war meine Denkweise.
Auch das Reisen diente in meinen Augen
nur der Ablenkung. Es war für mich ein Zeichen von Feigheit, sich
nicht sich selbst zu stellen und der Konfrontation mit seinem Inneren
auszuweichen.
Zwischenzeitlich sehe ich das etwas
anders.
(siehe hierzu auch. Fernweh....oder die Sehnsucht nach Leben)
(siehe hierzu auch. Fernweh....oder die Sehnsucht nach Leben)
Ich war dort mit zwei Freundinnen,
deren Interessen sich allerdings deutlich von meinen unterschieden.
Daher seilte ich mich immer wieder ab und machte mein eigenes Ding.
Ich empfand plötzlich diese innere Freiheit. Ich fühlte mich
losgelöst. Ich ging, wohin ich wollte, ohne Rücksicht auf anderer
Wünsche und entdeckte mich selbst ganz neu.
Auch meine Trips in Israel, in einem
Land mit fremder Sprache und Schrift, allein im Bus usw. zeigten mir,
wie viel Angst ich immer hatte und wie unberechtigt diese war.
Zuletzt dann eine Woche in Barcelona,
spontan, kurzfristig, allein. Ein Traum.
Beim allein reisen lernt man sich auf
eine völlig andere Weise kennen. Situationen, bei denen man in einem
vorgestellten Szenario verzweifeln würde, lassen sich ohne Probleme
und mit viel Ruhe und Gelassenheit meistern. Das einzige, was man
dazu zulassen muss, ist im Moment zu sein. Auf die eigenen
Bedürfnisse nach Pause oder Ruhe zu hören, sich nicht stressen zu
lassen. Man kann es sowieso nicht ändern und ist gezwungen vor Ort
eine Lösung für die anfallenden Probleme zu finden.
Diese Erfahrungen bringen einem viel
Selbst – Zuversicht und Selbst- Vertrauen. Man vollbringt Dinge,
die man sich nie zugetraut hätte und wächst über sich hinaus.
In Zeiten, in denen man mit sich
alleine ist, hat man die Möglichkeit, sich auf andere Art –
losgelöst von den Problemen und Negativitäten des Alltags – mit
sich selbst auseinanderzusetzen.
Ich denke inzwischen, Reisen dient
nicht allein der Ablenkung und der Flucht, wenn man es zulässt, an
sich zu arbeiten und nicht alles fix bis ins kleinste Detail geplant
und abgesichert ist.
Es bietet eie Möglichkeit, sich aus
dem Gedankenkreislauf heraus zu nehmen und aus einem anderen
Blickwinkel auf sich selbst zu schauen.
So wird aus einer ursprünglichen
Flucht eine Selbsterfahrung.
Ich kann es nur jedem nahe legen,
dieses Experiment einmal zu machen. Es verändert einen von Grund
auf. Man lernt, was alles in einem steckt und wer man eigentlich noch
ist, außerhalb von der Spitze der Persönlichkeit, die im
Hamsterrad-Alltag ausreichend und notwendig ist.
©
11.06.2016 Aurelia Bin Weg
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