Schwierig, unanpassungsfähig,
eigen, stur, stark, selbstbewusst, selbstständig, willensstark,
kompliziert...
Das alles sind Attribute die oft an
Menschen vergeben, werden, die sich von der breiten Masse abheben. Es
ist völlig unterschiedlich, wie diese Worte gemeint sind. Je
nachdem, von welcher Person sie kommen. Neider werden sie negativ
konnotieren; Bewunderer, die gerne selbst so wären, positiv.
Nun werden wir also geboren und lernen
eigentlich recht früh, uns anzupassen. Vorwiegend an die
gesellschaftliche Norm und deren Regeln und Gesetze. In den meisten
Fällen klappt das auch sehr gut. Wir gehen den uns vorgegebenen und
von uns gewünschten Weg durch die Schule, die Ausbildung, das
Studium, haben Hobbies und treten als geformter und gut entwickelter
Mensch ins Berufsleben eine.
So der ideale Ablauf, der
gesellschaftlich für gut geheißen wird.
Allerdings kommt doch bei manchen etwas
dazwischen. Die Gründe sind vielfältig. Krankheit, tiefe
Einschnitte im Leben, wie der Tod von Angehörigen, psychische
Fehlentwicklungen aufgrund von diversen Erziehungsfehlern, falsche
Kreise in der Jugend, Süchte, schulische Probleme usw können alles
Auslöser sein für eine ungeplante Entwicklung im Lebenslauf.
Noch vor einigen Jahren wäre all
das ein großes Problem gewesen bspw bei einer Bewerbung.
Inzwischen ist die Gesellschaft offener geworden. Alternative
Lebensläufe erwecken die Neugier auf den Menschen. Die Tendenz geht
langsam aber sicher in die Richtung, dass mehr der Mensch mit seinen
Fähigkeiten und Schwächen zählt, als der gebügelte Lebenslauf. Es
kommt immer nur darauf an, wie man sich verkauft. Sich verstellen und
hohe Erwartungen im Arbeitgeber auslösen führt meist zu
Unzufriedenheit und Überforderung. Am Besten man ist einfach
natürlich, vielleicht sogar etwas dreist, sagt, was man will und vor
allem was man nicht will und bleibt man selbst.
Wir haben also Menschen mit
alternativem Lebenslauf. Da kamen einige Dinge dazwischen und es sind
Lücken entstanden. Genau diese Lücken zeigen, dass man sich nicht
egal ist, dass man sich nicht aufgibt. Sie zeigen, dass man im
richtigen Moment weiß, wann man sich um sich selbst kümmern muss,
um nicht zu zerbrechen. Oder sie sind ein Beweis dafür, dass man
zerbrochen ist, sich aber wieder zusammen geflickt hat und jetzt so
dasteht, wie man ist.
Wer hat etwas davon, wenn du im
Vorstellungsgespräch lügst?
Jeder Mensch hat schon Fehler in seinem
Leben gemacht und hatte schwere Zeiten. Wieder aufzustehen und dazu
zu stehen ist viel bewundernswerter, als einen glatt gebügelten
Lebenslauf zu haben und alles, was einem widerfahren ist,
totzuschweigen.
Und jetzt zu einer persönlichen
Erfahrung. Vorstellungsgespräche. Ich habe in meinem Leben in jedem
Vorstellungsgespräch versucht, extrem motiviert, mega zuverlässig
und engagiert und belastungsfähig zu wirken. Nur um den Job zu
bekommen und zu überzwugen. Zum Teil fühlt man sich so, wenn man
sich auf eine neue Erfahrung freut. Allerdings sollte man nie aus den
Augen verlieren, wie die Realität erfahrungsgemäß aussieht.
Möglicherweise ist man schnell gelangweilt, überarbeitet, braucht
Abwechslung, viele Pausen, Kontrolle, Druck....was auch immer.
Was bringt Dir ein Job, bei dem Du
nicht Du selbst sein kannst?
Nach jedem Vorstellungsgespräch, in
dem ich versuchte zu vermitteln, wie toll und motiviert ich doch bin,
hatte ich ein schlechtes Gefühl und merkte schnell, dass ich im
Arbeitgeber ein Bild von mir hinterlassen hatte, dem ich unter
Umständen nicht gerecht werden konnte. Die Vorgesetzten rechnen
damit, das zu bekommen, was sie im Gespräch kennen gelernt haben.
Die Erwartungen sind riesig, wenn man sich anders gibt, als man ist.
Ganz zu schweigen von dem Druck, den
das alles in einem selbst auslösen kann. Wenn man nach und nach
spürt, man muss Erwartungen enttäuschen, kann dem geforderten
Einsatz nicht gerecht werden. So wird ein anfänglich schöner neuer
Lebensabschnitt zu einer Qual mit permanentem Stress und
Überforderung.
Alles hängt davon ab, wie man sich
gibt.
Vor ein paar Tagen hatte ich ein
Vorstellungsgespräch. Es ging zwar nur um ein Praktikum, aber
dennoch machte mir die Vorstellung bereits Bauchschmerzen, dass ich
zukünftig ohne Bezahlung jeden Tag 9 Stunden an ein Gebäude
gefesselt bin und nicht frei entscheiden kann, wann ich gehe.
Und das erste mal beschloss ich, alles
anders zu machen. Ich ging dort rein mit all meinen Fehlern und
präsentierte mich so, wie ich bin. Ich sagte direkt, dass ich mehr
auf Quantität als auf Zeit arbeiten möchte, dass ich es nicht mag,
für eine gewisse Anzahl von Stunden eingesperrt zu sein und dass ich
lieber unterfordert als überfordert bin.
Ich habe mich offen und verletzlich
präsentiert und meine „Fehler“ aufgezeigt.
Und siehe da, wir haben für alles eine
Lösung gefunden.
Ich kann der Zeit dort nun entspannt
entgegen sehen und meine Arbeitgeber wissen woran sie sind. Sie
wissen, dass ich mir selbst bewusst bin und nicht bereit bin, mich zu
überfordern. Sie wissen, dass ich bereit bin für mich selbst
einzustehen und mich nicht für den Job kaputt machen werde.
Ich habe von Beginn an alles geklärt,
was Probleme bereiten könnte und mich offen, direkt und ehrlich
gegeben.
Nur auf so einer Basis kann man
positiv in einen neuen Job starten.
Seid ehrlich und steht zu euch selbst.
Alle Lücken im Lebenslauf haben euch nur stärker und spezieller und
damit besser gemacht!!
Die eingangs erwähnten Attribute sind
nur eine Beschreibung von Persönlichkeit.
Menschen ohne speziellen Charakter
werden oft mit lieb, nett, zuverlässig, kann gut zuhören und dem
ganzen Klimbim beschrieben. Das passt so ziemlich auf jeden.
Eigenschaften wie abenteuerlustig,
selbstständig, eigen, speziell, Denker und Einzelgänger (und viele
mehr) sind hingegen Worte, die vom Durchschnitt abheben. Sie zeigen,
dass ihr eine Entwicklung durchgemacht habt, ob gut oder schlecht sei
dahin gestellt, dass ihr etwas besonderes wurdet. Möglicherweise
nicht einfach, aber dafür einzigartig.
Sei Du selbst!!!!
Immer und überall.
Es gibt keinen Grund, sich
anzupassen.
Du bist einizgartig.
© 19.06.2016 Aurelia Bin Weg
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